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endlichwitwe02Schönheitschirurg, Pool und Pudel. Was haben wir gelacht. Oder doch nicht? "Endlich Witwe" (Enfin Veuve) von Regisseurin und Drehbuchautorin Isabella Mergault spielt mit Klischees bis zum Abwinken. Filmkritik von Tristan Jorde.




 

 

Der vorige Film "Sie sind ein schöner Mann" war eine Perle. Ein Sensationserfolg sowohl in Frankreich als auch außerhalb. Deshalb waren meine Erwartungen geweckt und entsprechend hoch. Und vorweg: Sie wurden endlichwitwe05herb enttäuscht. Was im "Schönen Mann" noch mit Sensibilität und Zwischentönen gezeigt wurde, ist in "Endlich Witwe" auf das Derbe, Platte und Vordergründige reduziert. Und das wird Unseligerweise mit Komödie verwechselt. Die bürgerliche Frau Anne-Marie (schwach und wenig glaubwürdig: Michèle Laroque) hat ihren saturierten Wohlstandsgatten samt Drumherum. Und, weil es sonst nicht zum Aushalten wäre, auch den (ebenfalls höchstens als Holzschnittcharakter zu wertenden) sonnengegerbten Liebhaber und Bootsbauer Léo (Jacques Gamblin). Er plant die große Flucht nach China (äußerst hanebüchen, die inszenierten kulturellen Differenzen bei der ersten Begegnung mit den Asiaten), und lernt dafür Chinesisch, aber die Lernkassette endlichwitwe01verwurschtelt sich. Welch Metapher! Die Bürgersfrau mag zwar ein bisschen mitkommen ins Land des Lächelns, aber doch nicht so recht, zumal ja die Villa ihres angetrauten Schönheitschirurgen samt Pool und Pudel auch ganz nett sind. Da spielt doch glatt wieder einmal der motorisierte Individualverkehr Liebesförderndes Schicksal, ihr (wir glauben's kaum) gefühlskalter Alter baut sich bei einem Verkehrsunfall unumkehrbar ein. Der Weg wäre frei: luxuriöse Rente, Villa, Gspusi hinterm Hafen... aber nein, einmal mehr besiegen die Konventionen der gut situierten Gattin innerste Regungen. Sie fügt sich zunächst in den Weg, den ihr die penetrante Verwandtschaft zugedacht hat. Dazwischen Klischees bis zum Abhusten, von den leutseligen Prolos, Léos Freunde, die immer für ein kühles Bier im Hafen zu haben sind, über den senilen Vater des Verstorbenen bis zur bösen Schwägerin mit Dauerverdachtsblick. Die endlichwitwe04Schauspieler/innen agieren oft weit über der Blödheitsgrenze (die geheime Liebe kommt mit gekrächzten Möwenschreien als Erkennungszeichen im Geheimen zum Stelldichein). Ihren Sohn Christophe würde ich an Anne-Maries Stelle mangels elementarer Denk- und Handlungsfähigkeit genetisch abstreiten. Aber sie liebt ihn hingebungsvoll in seiner Begrenztheit. So versteht leider oft Mainstream-Hollywood das Komödienfach, nur wird da teurer, aufwändiger gedreht. Die Regisseurin aber versucht sich ja auch hier zweimal hinlänglich unmotiviert mit dem spektakulären Kamerakran, was eigentlich nur peinlich ist. Es gibt zweifellos eine bunte Wochenzeitungen lesende Klientel, der dieser schwachbrüstige Komödchenfilm gefällt, so sie den Weg ins Kino finden, sei es ihnen gegönnt. In Summe: Schwach. (Text: Tristan Jorde; Fotos: Luna Filmverleih) 

endlichwitwe_plakatFilm-Infos:
Endlich Witwe - Enfin Veuve
Bewertung:@@ (der zweite nur für die schöne Landschaft)
Frankreich; 97 Minuten
Regie und Buch:
Isabella Mergault
Musik:
Etienne Perruchon & Laurent Marimbert
Kamera:
Philippe Pavans De Ceccatty
Szenenbild:
Bernard Vézat
Kostüme:
Charlotte Betaillole
Ton:
Eric Devulder
Schnitt:
Véronique Parnet
Produktionsleitung:
Bernard Marescot

Mit:
Michèle Laroque, Jacques Gamblin, Wladimir Yordanoff, Tom Morton, Valérie Mairesse, Claire Nadeau, Eva Darlan, Agnès Boury
Verleih: Luna Filmverleih (2009)