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In 6 Monaten aus dem Wohnzimmer auf die Bühne der Roten Bar

Schon beeindruckend, wenn einem jemand eben noch im Wohnzimmer schüchtern seine Demos vorgespielt hat, und man 6 Monate später die fertige CD in Händen hält. Inklusive großer CD-Präsentation vor ausverkauften Haus in der Roten Bar im Volkstheater Wien Ende Juni 2007. Für die 31-jährige Denise Riedlinger ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Nach einem Fehlversuch als Jazz-Sängerin, hat sie nach einer längeren Pause über den Umweg Pop die Freude an der Musik wieder gefunden. Inspiriert von einem New York-Aufenthalt, wurde dann auch der lang gehegte Traum einer eigenen CD im Eiltempo umgesetzt. Die näheren Umstände der Entstehung von Regular Craving erfuhr Robert Fischer bei einem Interview mit Denise, die ab sofort unter dem Künstlernamen Sarah Price firmiert.

Kulturwoche.at: Du hast eigentlich eine Ausbildung als Jazz-Sängerin hinter dir, deine Debüt-CD „Regular Craving“ klingt jetzt aber mehr nach Folk und Pop. Warum hast du das Genre gewechselt?

Sarah Price: Einerseits empfinde ich es als großes Geschenk, dass ich so lange Jazz studiert habe, weil es einen sehr öffnet, nur sollte es nicht darin enden, dass man sich verschließt. Leider passiert das aber öfter. Im Sinn von nur und ausschließlich Jazz hören, und den Jazz auf ein hohes Podest zu stellen. Für mich war es ganz wichtig, die Musik von diesem Podest wieder herunter zu holen und einen direkteren Zugang dazu zu finden. Im Jazz hatte ich mich ein bisschen verirrt, dachte, man muss bestimmten Vorbildern nacheifern oder bestimmte Klischees erfüllen, um eine gute Jazz-Sängerin zu sein. Die Popmusik ist für mich noch freier, da gibt es ganz verschiedene Typen und man kann sehr individuell agieren. Ich fühle mich in den Song-Strukturen des Pop einfach wohler.

price_sarah05Du hast ja eher traditionellen Jazz studiert…

Ich habe in meinem Studium viele verschiedene Arten von Jazz kennen gelernt, es war nicht nur traditioneller Jazz. Das ist vor allem meiner Lehrerin Elfie Aichinger und auch Christoph Cech zu verdanken, die auch viel mit zeitgenössischer Musik und dem Cross-Over-Bereich gemacht haben. Trotzdem war es für mich wichtig, zurück zu finden und zu erkennen, dass ich eigentlich Songs schreiben möchte. Ganz schlichte Songs. Da kann ich harmonisch eine andere Sprache verwenden. Ich wollte mit meinen Songs Folk & Pop verbinden, und damit ein breites Publikum ansprechen. Geschichten erzählen, die trotzdem einen musikalischen Anspruch haben. Was mich am Jazz teilweise schon gestört hat, ist, dass er nur eine bestimmte Gruppe von Leuten anspricht. Zu "Regular Craving" habe ich schon positives Feedback von Leuten mit ganz unterschiedlichem Hintergrund bekommen, jeder hat seine eigenen Gründe warum er die CD mag.

Die Entscheidung, den lang gehegten Wunsch eine eigene CD zu veröffentlichen, jetzt zu verwirklichen, fiel letztes Jahr bei einem Aufenthalt in New York. Was war da der Auslöser?

price_sarah06Einerseits hatte ich sowieso lange genug gewartet, was auch dadurch begründet war, das ich  lange keinen musikalischen Partner fand, der mich bei meinen Songs vollwertig unterstützt. Als ich 2006 den Gitarristen Hans Zinkl kennen gelernt habe, war das für mich einfach der Punkt, wo ich gespürt habe, die Zeit ist reif! Es passiert ja immer alles irgendwie zum richtigen Zeitpunkt. Hans Zinkl hat meine Songs geschätzt, mochte meine Stimme, hat sehr viel Zeit und Energie in das Projekt investiert und wir haben uns von Anfang an blendend verstanden. Trotzdem habe ich es sehr fein empfunden, dass unsere musikalische  Zusammenarbeit ganz langsam gewachsen ist, wie eine Beziehung. [Hans Zinkl ist Solo-Gitarrist bei den Wiener Symphonikern und hat daneben schon mit vielen nationalen und internationalen Künstlern zusammengearbeitet, seine aktuellen Projekte beinhalten u.a. das Billy Rubin-Trio , ein Brecht-Projekt mit Sängerin Christine Osterberger sowie regelmäßige Auftritte mit Woody Schabata, Benni Schmid und Zipflo Weinrich; Anm.d.Verf.] Als ich aus New York zurückkam, war mir klar, dass es „drüben“ viel schwieriger sein würde, die richtigen Musiker für mein Projekt zu finden. In Österreich kannte ich schon Musiker, Tontechniker, Studio etc., deshalb entschied ich mich, "Regular Craving" hier aufzunehmen. Trotzdem möchte im August 2007 für einige Zeit wieder nach New York gehen, um dort mein Glück zu versuchen. Sehr ausschlaggebend, um das CD-Projekt endlich zu starten, war auch, eine „Deadline“ zu haben. Zu wissen, es bleibt mir noch die Zeitspanne bis August, bevor ich nach New York abreise, um die CD aufzunehmen.

price_sarah07So nach dem Motto "Jetzt oder nie", oder?

Ja, ich wollte nicht mehr nur warten, dass etwas passiert, wollte die Sache selbst in die Hand nehmen. Ich kenne viele Kollegen, die ihre Zeit damit verbringen zu warten, und diesen Fehler wollte ich nicht machen. Mir war klar, ich glaube an diese Songs, ich werde Musiker finden, die sie einspielen, ich trage das finanzielle Risiko und hoffe, dass sich das Ganze irgendwie ausgeht. Ich habe mir nichts erwartet, alles selbst gemacht und damit ist es mir gelungen, das ganze Projekt in 6 Monaten durchzuziehen.

Nach einigen Auftritten im Trio hast du jetzt für "Regular Craving" eine  richtige Band um dich versammelt, wie hast du diese Musiker gefunden?

Vor allem über Empfehlungen von Freunden und Kollegen. Neben Hans Zinkl an der Gitarre und Otto Scheidl am Bass spielen jetzt noch Harald Hauser an den Keyboards, Alex Dostal an den Drums und Bernhard Weiss an den Percussions und Programming in meiner Band.

In welchen Zeitraum sind die Songs für "Regular Craving" entstanden?

Die beiden neuesten Stücke "Ballad de jour" und "Here comes another one" sind beide in New York entstanden. Der älteste Song auf der CD "The walk" ist schon 8 bis 9 Jahre alt. Zwischendurch habe ich immer ja wieder Pausen beim Schreiben eingelegt, aber momentan bin ich wieder total inspiriert, schreibe mehr und möchte bald wieder ins Studio gehen.

price_sarah08Wie waren deine Vorstellungen bezüglich dem Sound der Songs? Hast du ganz konkrete Vorstellungen gehabt oder bist du eher spontan ins Studio gegangen?

Vor allem bei den Grooves und den Keyboard-Sounds hatte ich ganz genaue Vorstellungen. Hans Zinkl hat viel zum Sound der CD beigetragen, hat die Songs stark definiert und durch seine Spielweise auf der Gitarre konnte ich dann bei den Arrangements weiter ansetzen. Ich hatte bei den Aufnahmen zur CD meine eigene Stimme gefunden, und wusste recht genau, was ich wollte. Wir haben großteils gemeinsam entschieden, nur bei den beiden Kate Bush-Covers ["Moving", "Feel It"; Anm.] gab es kleinere Meinungsverschiedenheiten. Es ist schon wichtig, bis am Schluss dran zu bleiben, denn immerhin ist es ja meine CD, und ich wollte die musikalische Verantwortung dafür nicht aus der Hand geben. Die komplette Aufnahme-Zeit im Studio hat sich dann ca. über 1 Monat erstreckt.

Warum erscheint "Regular Craving" im Eigenverlag und nicht bei einem regulären Label?

Aufgrund des engen Zeitplans war es mir von vornhinein klar, dass ich keine Zeit haben werde, lange ein Label zu suchen. Ein einziges Label, dass ich in der verbleibenden Zeit kontaktiert habe, hat mir leider sofort abgesagt. Damit war für mich klar, dass ich die CD in Eigenregie veröffentlichen werde. Ich finde auch die Bedingungen, die kleine Labels Musikern heutzutage stellen, überhaupt nicht attraktiv. Und was den Verkauf angeht, kann man das heutzutage mit einer eigenen Web-Site auch gut selbst organisieren.

Trotzdem ist es anstrengend, wenn man sich neben der Musik dann auch noch um Cover, Werbung und Vertrieb sowie Auftritte kümmern muss, oder?

Ich finde schon, dass das ein Problem ist. Ich bin mein price_sarah01eigener Web-Master, mein eigener Art-Direktor, Grafiker und Booking-Agentur, es ist unfassbar. Du musst sehr vielseitig sein, sonst wird es schwierig. Wenn man ein Projekt wie meines startet, heißt das in der Realität, dass man täglich dahinter sein muss, sonst geht nichts weiter. Und es dauert oft lange bis etwas zurückkommt, doch das überwiegend positive Feedback zu "Regular Craving" war die viele Arbeit auf jeden Fall wert.

Wie sind deine weiteren musikalischen Pläne?

[Lacht] Ganz einfach, eine zweite CD aufnehmen! Außerdem werde ich, wie schon erwähnt ein wenig in New York leben und nach Musikern suchen. Vielleicht finde ich ja dort Leute, die mir auf meinem musikalischen Weg weiterhelfen können. Ich bin da total optimistisch.


(Das Interview führte Robert Fischer.)

Link-Tipps:
CD-Kritik Sarah Price "Regular Craving"
www.myspace.com/sarahpricemusic