Zur Erinnerung, warum ein Liszt Festival in Raiding stattfindet. Franz Liszt wurde dort am 22. Oktober 1811 geboren. Neben dem Geburtshaus, das heute als Museum dient und zeigt, wie der Sohn eines Fürstlichen Schäferei- Rechnungsführers aus solchem Herkunftsmilieu zum größten Stern am europäischen Pianistenhimmel aufsteigen konnte, wurde ein optisch wie klanglich außergewöhnlicher Konzertsaal mit ca. 590 Sitzplätzen hingebaut. Die Architektur stammt vom niederländischen Atelier Kempe Thill, die bei einem internationalen Architektenwettbewerb aus 150 Teilnehmern ausgewählt wurden. Die akustische Beratung wurde vom europäischen "Akustikpapst" Prof. Karlheinz Müller aus München übernommen. So weit in aller Kürze dazu. Ein weiterführendes Interview mit Johannes Kutrowatz, er ist seit 2009 gemeinsam mit seinem Bruder Eduard Intendant des Festivals, gibt es HIER.
Große Romantik, Träume und Brücken
Das Juni-Festival beginnt den sinnlichen 5-Tages-Reigen am Mittwoch, 23. Juni 2010 um 19:30 Uhr mit dem weiblichen Wirbelsturm Elisabeth Kulman (Mezzosopran), die beim Liederabend "Träume" von Eduard Kutrowatz am Klavier begleitet wird. Elisabeth Kulman überzeugt durch ihr unverwechselbares, farbintensives Timbre sowie ihre musikalische Autoriät und charismatische Ausstrahlung. Ihre stimmliche Flexibilität, ihr stilistisches Einfühlungsvermögen und ihre Sprachkompetenz ermöglichen ihr, nahezu jedes Repertoire von der Alten Musik über die Klassik und Romatik bis hin zur zeitgenössischen Musik zu verwirklichen. Ja, und Liszt darf in ihrem Repertoire natürlich auch nicht fehlen. Und so gestaltet sie mit Eduard Kutrowatz einen in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Abend: Liszt-Lieder nach Goethe, Chopins melancholische "Polnische Lieder" und die großen romantischen "Wesendonck-Lieder" von Wagner. Und, einzigartiger Zufall: Schumanns Lieder nach Texten der Dichterin Elisabeth Kulman (1808-1825) in der Interpretation der Namensvetterin.Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen "Große Romantik" heißt es dann tags drauf mit Alexei Kornienko am Klavier und dem Moskauer Nationalquartett. Kornineko gilt als außergewöhnlicher Interpret der Moderne und der großen Romantik und ist daher für Uraufführungen komplizierter Partituren weithin gefragt. Das Moskauer National Quartett wiederum wurde 1993 von der Geigerin Elena Denisova zur Pflege der Streichquartettliteratur gegründet und besteht aus namhaften Musikern, die die russische Streichelite repräsentieren. Als Quartett erzielen die vier Musiker ihre intensive Ausdruckskraft im homogenen Zusammenspiel und bestechen durch Feinfühligkeit, subtile Intonation, brillante Stricheinheit und außerordentliche Interpretationen. Am Donnerstag, 24. Juni 2010 um 19:30 Uhr gibt es neben Chopin und Schumann natürlich auch Liszt zu hören, so z.B. die Variationen über "Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen".
Wenn das Klavier zu singen beginnt
Am Freitag 25. Juni 2010 um 19.30 Uhr beehrt der aus Odessa stammende Pianist Boris Bloch das burgenländische Raiding, der immerhin zu den wichtigsten Liszt-Interpreten weltweit zählt und aufgrund seines besonderen Einsatzes f ür das Klavierwerk Franz Liszts bereits mit der Goldenen Ehrennadel der internationalen Liszt-Gesellschaft Wien geehrt wurde. Blochs detaillierte Kenntnis der Klavierliteratur der letzten drei Jahrhunderte, sein umfassendes Wissen über die Musikgeschichte und ihre Protagonisten sowie seine stupende Pianistik und vor allem seine starke Künstler-Persönlichkeit sind Grundlage für die vielfach gerühmte Ausdruckstiefe, den Farbenreichtum, die verblüffende Stilechtheit und das unvergleichliche "Singen" seines Klavierspiels und finden ebenso ihren Niederschlag in den sorgfältig zusammengestellten Programmen seiner Recitals.
Aus des Meeres tiefem Grunde
Die Vienna Horns mit Dirigent Alois Glaßner und Rezitator Ulrich Reinthaller begibt sich am Samstag, 26. Juni 2010 um 19:30 Uhr auf die Suche nach dem "Urlicht", das ebenfalls einen speziellen Abend verspricht, da alle Mitglieder der Vienna Horns ausschließlich das Wiener Horn in F verwenden, ein Instrument, das nur in Wien gespielt wird und für den unverwechselbaren Wiener Klang mitverantwortlich ist. Zudem steht das Orchester für Perfektion, höchste Spielkultur und vollendeten Hornklang. Neben Briefen von Franz Liszt und seinen Zeitgenossen, sowie den poetischen und religiösen Harmonien und dem Rákóczi Marsch von Liszt hört man an diesem Abend auch "Aus des Meeres tiefem Grunde" von Brahms, "Die Nacht" von Schubert, "Ich bin der Welt abhanden gekommen" von Mahler, das "Jagdlied" von Mendelssohn und die Fanfare aus der Oper "Fredigundis" von Schmidt. Die Reise führt also durch Literatur vom romantisch-sinfonischen Repertoire über Vokal-Arrangements bis hin zu Klassikern aus der Filmmusik.
Liszt und Jazz
Für den Brückenschlag zwischen Liszt und Jazz sorgt am Sonntag, 27. Juni 2010 um 11 Uhr das Roland Batik Trio mit Roland Batik am Klavier, Woody Schabata am Vibraphon und Heinrich Werkl am Kontrabass. Zu hören gibt es "Liebesträume" und "Ungarische Rhapsodien" von Liszt, Musik von Miles Davis sowie Eigenkompositionen, die ein ausgeprägtes Gefühl für formale Geschlossenheit erkennen lassen und gleichzeitig eine Herausforderung an die Kreativität und Spontaneität der Improvisation sind. (Text: Manfred Horak; Fotos: ergott, Manfred Horak, Elisabeth Novy, vogus)
Festival-Tipp: Liszt Festival 2010 23. bis 27. Juni 2010 im Franz Liszt Konzertsaal Raiding Interview mit Intendant Johannes Kutrowatz gibt es HIER
Mittwoch 23. Juni 2010, 19.30 Uhr Liederabend: Träume Elisabeth Kulman, Mezzosopran Eduard Kutrowatz, Klavier Donnerstag 24. Juni 2010, 19.30 Uhr Große Romantik Alexei Kornienko, Klavier Moskauer Nationalquartett Freitag 25. Juni 2010, 19.30 Uhr Supreme pianism Boris Bloch, Klavier Samstag 26. Juni 2010, 19.30 Uhr Urlicht Vienna Horns Alois Glaßner, Dirigent Ulrich Reinthaller, Rezitation Sonntag 27. Juni 2010, 11.00 Uhr Batiks Liszt Bridges Roland Batik Trio |
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