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al-jarreau-2012Ein in all seiner Big Band Opulenz höchst unterhaltsames Live-Album legt der Jazz-Sänger Al Jarreau vor, der hier, Conducted by Vince Mendoza, vom Metropole Orkest eine kongeniale musikalische Begleitung erhielt. 

Soundästhetik und ausgewogene Klangbilder stehen auf diesem 11 Tracks starken Album im Mittelpunkt. Hier passt alles punktgenau und auch die diversen Soli fügen sich wohlig ins lockere Korsett. Das Metropole Orkest stellt sich also sehr gefügig in den Dienst von Mr. Jarreau, ist geschmeidig und behält dennoch immer ein paar Kanten. Der Sänger selbst muss ja niemandem mehr etwas beweisen, seine hohe Gesangskunst steht ja im Jazz-Bereich - einem Monument gleich - mehr oder weniger alleine auf weiter Strecke da, und seine Disco-Pop-Jazz-Soul-irgendwas Exkursionen in den 1980er Jahren gehören glücklicher Weise längst der Vergangenheit an, während vor allem die frühen Alben We Got By (1975), Glow (1976) oder das herausragende Live-Album Look to the Rainbow (1977) heute noch für Verzückung sorgen, und so auch seine endgültige Rückkehr zum Jazz mit dem Album Accentuate the Positive (2004). Hans-Joachim Behrendt schrieb einmal in einem ausführlichen Essay über Al Jarreau das einzig richtige: "Jarreau - singend, gurgelnd, mit der Zunge schnalzend, stöhnend, schreiend, flatternd, flüsternd, seufzend, knatternd - verfügt über ein Arsenal stimmlicher Möglichkeiten, das mit dem keines anderen männlichen Sängers vergleichbar ist. Jarreau ist ein Instrumentalist der Stimme, seine Musik kommt von instrumentalen Phrasen her. Seine Kehle bringt wirklich ein ganzes Orchester hervor..." Was dieses Album (und für die kommenden Live-Auftritte mit der NDR Bigband darf man sich wohl ähnlich gehaltvolles erwarten) noch mehr zu einer Besonderheit macht, denn wann gibt es schon zwei Jazz-Orchester gemeinsame Sache machen? Auf dem vorliegenden Album gräbt Alwyn Lopez Jarreau jedenfalls tief in sein bemerkenswert großes Repertoire an Eigenkompositionen und überrascht mit neuen Arrangements. Songs wie "Jacaranda Bougainvillea" und "Spain (I Can Recall)" [die Erstveröffentlichungen finden sich auf den eher schwächeren Alben "All I Got" (2002) und "This Time" (1980); Anm.] werden hier zu einem wahren Genuss. Wie hier, um nur zwei Beispiele anzuführen, die Gesangsnuancen und der instrumentale Klangkörper zusammenfinden ist schlichtweg ergreifend. Außergewöhnlich gut auch die bestechende Performance von "Agua de beber" (Jarreaus Song vom Glow-Album), und fast schon herzzerreißend die Hommage an Joe Zawinul in "Something That You Said (A Remark You Made)". Schwächen finden sich keine auf diesem Album, dafür umso mehr Höhepunkte, sowie eine fast schon irritierende Intensität bei gleichzeitigem spielerischen Umgang. Lustvoll. Freude pur. Ein Album, das man nicht oft genug hören wird wollen. (Manfred Horak)

al-jarreau-metropole-orkest-liveCD-Tipp:
Al Jarreau and the Metropole Orkest: Live
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Concord / Universal (2012)

Link-Tipp:
Al Jarreau (offizielle Webseite)