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rabitsch-pawlik-001Die bereits als female Chet Baker bezeichnete Trompeterin und Sängerin Michaela Rabitsch und ihr kongenialer Partner, Komponist und Gitarrist Robert Pawlik bereichern die Musikszene mit ihrem Album "Voyagers", einem Reigen aus (Volks)musikalischen Elementen verschiedener Länder und Ethnien. Robert Fischer traf das Duo zum Interview.

Kulturwoche.at: Ihr lebt und arbeitet schon 15 Jahre zusammen. Wie und wo habt ihr euch kennengelernt?

Robert Pawlik: Bei einer Jazz-Session im Tunnel... also eigentlich ganz klassisch (schmunzelt)...

Michaela Rabitsch: ...ja, und seither spielen wir zusammen! Am Anfang war es eher noch eine lose Kooperation. Wir haben uns im Tunnel kennen gelernt, und dann habe ich Robert später einmal angerufen wegen eines Gigs. So kam das Ganze ins Laufen. Seit dem sind wir ein Paar, wir spielen zusammen und wir leben zusammen.

Wie ist der Titel eurer neuen CD "Voyagers" zu verstehen?

MR: Wir haben Stücke geschrieben, die an unsere intensiven Konzertreisen in den letzten Jahren erinnern. Wir sind viel herumgekommen, haben jede Menge Konzerte und Festivals gespielt. Man könnte sagen, fast weltweit - es fehlen uns eigentlich nur noch Australien und die USA (schmunzelt)! Wir waren viel in Europa, Asien und auch Afrika unterwegs. Und wir hatten da auch immer wieder Gelegenheit, mit lokalen Musikern zusammen zuspielen, teilweise auch aus Geldmangel, weil wir nur zu zweit auf Tour gehen konnten, und nicht in unserer regulären Besetzung zu viert. Dadurch hat es intensivere, längere oder kürzere Begegnungen mit anderen Musikern gegeben, wo man mehr über die Musik und Kultur des Landes erfährt, als wenn man nur hinfährt und sich Konzerte anhört. Diese Erfahrungen haben uns zu den Stücken unserer neuen CD inspiriert.

Robert, beim Hören von "Voyagers" hatte ich den Eindruck, dass du auch in punkto Gitarrensounds auf der neuen CD ein bisschen herumexperimentiert hast, um sie in Richtung Weltmusik zu verändern. Stimmt das?

RP: Ja, z.B. bei der ersten Nummer der CD, "Seven Ways To Fez", habe ich z.B. eine ganz spezielle Stimmung verwendet und so versucht, ein arabisch klingendes Instrument zu imitieren.

Ich habe gelesen, dass ihr euch auch speziell mit indischer Musik näher beschäftigt habt...

Michaela Rabitsch: Wir haben bei unser Indien-Tournee mit drei Indern gespielt, einem Schlagzeuger, einem Bassisten und einem Tabla-Spieler, mit dem wir auch rabitsch-pawlik-002noch die Malaysien-Tournee bestritten haben und der dann übrigens letzten Juni für ein paar Konzerte nach Wien gekommen ist. Jedenfalls wir sind dann erst nachher draufgekommen, dass die indische und die arabische Musik teilweise gemeinsame Skalen und teilweise auch gemeinsame Rhythmen haben. Die indische Musik ist sehr interessant, und das war wirklich eine tolle Kooperation!

Gibt es ein Konzert von den vielen Tourneen, an dass ihr euch besonders gern erinnert?

MR: Ganz besonders in Erinnerung ist mir auf jeden Fall das Capetown-Festival in Südafrika in Kapstadt geblieben. Das Festival findet dort an zwei Tagen statt, es kommen insgesamt ca. 32.000 Besucher und wir sind dort mit unserem Quartett aufgetreten. Es war auch deswegen so toll, weil wir quasi die einzige unabhängige Band dort waren, sprich ohne Unterstützung durch ein großes Label. Die eine Hälfte der Künstler waren alle aus Südafrika und die andere Superstars wie George Benson, McCoy Tyner, Regina Carter usw.

RP: Von den Zuschauern her war auch das Nisville Jazz-Festival in Serbien großartig! Da hatten wir ein Publikum von über 4000 Leuten, das bist du als Jazzband eigentlich gar nicht gewohnt (schmunzelt)! Dieses Erlebnis hat uns auch zu einem Stück auf der neuen CD inspiriert.

MR: Noch dazu war unser Auftritt verschoben. Wir hätten ursprünglich um acht Uhr beginnen sollen, sind dann aber erst um dreiviertel eins drangekommen. Ich dachte, da wird niemand mehr vor der Bühne sein, aber wir hatten Riesenglück. Um acht war erste die Hälfte der Leute da, und um Mitternacht war es dann auf einmal brechend voll! Die Stimmung war unglaublich, da war alles auf den Beinen von 14 Jahren bis 75 oder 80! Das ist auch ein großer Vorteils der Festivals im Osten, das die Leute fast überhaupt nicht  voreingenommen sind, sich einfach auf die Musik einlassen und auch keine Angst vor dem Wort Jazz haben (schmunzelt)!

Michaela, du bist im österreichischen Jazz eine der ganz wenigen Frauen, die Trompete spielt. Wie bist zu diesem Instrument gekommen?

MR: Eigentlich über einen Umweg. Ich habe als Kind Geige gelernt, aber eher unfreiwillig. Dann wollte ich schon zur Trompete wechseln, habe mir aber eingebildet, es sei schon zu spät dazu und habe begonnen stattdessen Wirtschaft zu studieren. Irgendwann habe ich mir aber gedacht, dass ich das jetzt doch noch ausprobieren will und habe mir einfach eine Trompete gekauft! Und zusätzlich habe ich mir gesagt, wenn ich dann in einiger Zeit die Aufnahme auf das Konservatorium schaffe, mache ich weiter. Das hat dann auch gut geklappt. Meine ersten musikalischen Vorbilder waren Miles Davis oder Joe Zawinul. Dann habe ich eine Zeit lang viel Chet Baker gehört, und mit der Zeit habe ich mir dann sehr viel Unterschiedliches angehört. Das einzige zu dem ich wenig Zugang habe ist Freejazz.

Was sind eure nächsten Pläne?

MR: Wir freuen uns schon sehr auf das Konzert im Radiokulturhaus am 26. November und auf die Silvester-Party im Hotel Bristol, wo wir auch mit dabei sind. Parallel dazu planen wir schon einige Konzerte für das Frühjahr 2013. Außerdem werden wir die nächste Zeit sich auch noch mit der Promo für "Voyagers" beschäftigt sein.

Welche persönlichen Dinge habt ihr auf Tour immer mit?

MR: Ich kaufe mir für jede Tour einen Reiseführer für das Land, wo wir hinfahren, egal wie kurz oder wie lange wir weg sind. Auch wenn ich während der Konzerte vielleicht nur einen einzigen Nachmittag Zeit habe, will ich über die Sehenswürdigkeiten etc. gut informiert sein. Da habe ich einen kleinen Spleen. Die Band lacht zwar schon immer, wenn ich mit meinen Reiseführer ankomme, aber für mich gehört das einfach dazu, um ein bisschen mehr über die Stadt bzw. das Land, wo wir gerade auftreten, zu erfahren (schmunzelt)! 

RP: Mir fällt da nicht wirklich was dazu ein... am ehesten noch den Laptop, das ist immer die Verbindung zur Welt, egal wie und wo wir gerade unterwegs sind.

Interview: Robert Fischer (November 2012)
Fotos: Sepp Gallauer, Christian Schreibmüller

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CD-Tipp:
Michaela Rabitsch & Robert Pawlik: Voyagers
Label/Vertrieb: Extraplatte (2012)

Link-Tipp:
Michaela Rabitsch

Live-Tipp:
Michaela Rabitsch & Robert Pawlik Quartet
26.11.2012, Radiokulturhaus Wien um 20 Uhr