
Der mittlerweile 73-jährige „The Godfather
Of Soul“ endlich wieder in Wien! Prinzipiell ist das natürlich wunderbar, alleine
die widrigen äußeren Umstände am 3.11.2006 in der BA-CA-Halle im Gasometer trübten die
Wiedersehensfreude. Lange Schlangen beim Eintritt, das Konzert beginnt, als
viele Leute noch beim Einlass stehen. Noch dazu ist die Halle übervoll wie eine
Sardinebüchse. Die Menschen stehen so gedrängt, dass auch die Eingangsstufen in
den Saal besetzt sind – man mag gar nicht daran denken, was passieren könnte, wenn
da ein Unglück ausbricht? Natürlich rauchen auch die meisten Besucher im Saal, die
Halle ist dementsprechend voll gequalmt. Tja, und zu
guter Letzt vermittelt auch der Hot-Dog Mann beim Buffet eher das Gefühl, bei
einem Eishockey-Match als bei einem Soul-Konzert zu sein. Die Show läuft dann
perfekt einstudiert genau so ab wie man sich ein James Brown-Konzert erwartet.
Nachdem die allesamt in feine Anzüge gekleidete Band auf die Bühne gekommen ist,
und sich mit zwei Soul-Standards warm gespielt haben, schreitet der
obligatorische Einpeitscher zum Mikrofon um die Menge noch einmal anzuheizen.
ARE YOU READY???
Als „Mr. Dynamite“ im knallroten Anzug dann endlich höchst persönlich
auf die Bühne kommt, verlangt es einem doch zuerst einmal Respekt ab, wie fit
der rüstige Früh-Pensionist immer noch ist. Obwohl er sich mit den legendären Tanzeinlagen
bis auf wenige Ausnahmen zurückhält, ist James Brown noch immer ausgezeichnet bei Stimme und schafft es so ohne große Mühe die meisten Besucher (darunter
auch viele Frauen) zu verzücken. Es folgt Hit auf Hit, aber erst bei „It´s
Man´s Man´s World“ explodiert die Stimmung im Saal richtig, da feiert die ganze
Halle diesen Song, den jeder kennt und der (wie viele andere Kompositionen von
James Brown) Soul-Geschichte geschrieben hat. Neben Brown brillieren hier auch die
fünf ausgezeichneten Background-Sängerinnen, die im Duett mit dem Altmeister
einzeln ihre tollen Stimmen voll zur Geltung bringen. Die Basis kommt aber von
der soliden Band, die Song um Song unablässig groovt, und den Eindruck erweckt,
die berühmten Riffs und Melodien auch mit geschlossenen Augen zu
beherrschen. Mit „I Got You (I Feel Good)“
geht´s dann langsam in die Zielgerade. Das trifft sich gut, länger wäre es in dem
überfüllten Saal eh nicht mehr zum Aushalten gewesen. Fazit: Ein längst
überfälliges Wiedersehen mit einer der größten Legenden der Soul-Music, nur das
nächste Mal bitte in der Staatsoper oder einem anderen, angemessenem Rahmen.
Macht Platz für den König! (Text: Robert Fischer; Fotos: John Stenton)