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Martin Scorseses wenig exzentrischer Film über den Exzentriker und Milliardär Howard Hughes ist nur ein halbherziger Versuch mit "Aviator" Filmgeschichte zu schreiben.
Okay, Scorsese hat, wie man weiß, ja eigentlich genug von Hollywood, will diesem den Rücken kehren und lieber das machen was er in Hollywood nicht (mehr) kann, sonst aber schon noch: Gute Filme drehen.
Dabei hätte Martin Scorsese aus diesem Stoff Grandioses machen können, z.B. gleichzeitig eine Hommage an "Citizen Kane", so aber fiel er in den 08/15-Trott einer x-beliebigen Biografie, die uns Hollywood seit Jahren vorsetzt, ohne Herz, ohne Wagemut, dafür feudal, pompös, bombastisch, mit Gegenwartsstars und absoluter Perfektion. Beginnend in de
n späten 1920er Jahren, endet der Film Ende der 1940er Jahre, gezeigt wird also jene Zeitspanne, in der Howard Hughes als Regisseur und Produzent von Hollywood-Filmen wie "Hell's Angels" und "Scarface" agierte und gleichzeitig Flugzeuge entwickelte, diese als Testpilot steuerte, einen Weltrekord aufstellte und einen beinahe tödlichen Flugzeugunfall erlitt. Der schwer hörgeschädigte "Aviator" hatte nicht nur ausreichend Geld zur Verfügung, sondern auch einige glamouröse Affären, sei es mit Ava Gardner, sei es mit Katherine Hepburn. Seine unkontrollierten körperlichen Mechanismen führten letztendlich dazu, dass er sich aus dem öffentlichen Leben zurückzog. Scorsese verabsäumte es aber leider aus diesen Ingredienzien eine verstörende Nahaufnahme von Howard Hughes zu machen, veröffentlicht stattdessen eine gefällige Weitwinkelbetrachtung. Beeindruckend sind natürlich die wuchtigen Bilder, beeindruckend an sich ist natürlich die rätselhafte Person Howard Hughes mit seinen fatalen psychischen Problemen, seiner Reinlichkeitsfanatik, seinen Phobien. Herausragend in diesem eitlen Film ist aber dennoch einzig und allein Cate Blanchett als Katherine Hepburn, die auch tatsächlich zumindest eine Spur Exzentrik in ihre Rolle mit einbrachte. Leonardo Di Caprio als Howard Hughes bemüht sich sichtlich, wirkt aber leider reichlich deplaziert, farblos, mutlos. Es sind nur wenige Glanzlichter, die er zustande bringt, meistens, so hatte ich das Gefühl während des knapp dreistündigen Films, war er einfach überfordert bzw. konnte er zu wenig mit der Person Howard Hughes anfangen. Eine Enttäuschung. (Manfred Horak)
Filminfos:
Im Verleih der Buena Vista International
Länge: 173 Minuten
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: John Logan
Kamera: Robert Richardson
Schnitt : Thelma Schoonmakers
Musik: Howard Shore
Darsteller:
Leonardo DiCaprio
Kate Beckinsale
Jude Law
Cate Blanchett