Drehbuch: @@
Jamie Foxx: @@@@@@
"Soul ist", sagte Ray Charles einmal, "wenn du einen Song zu einem Teil von dir machst - einem Teil, der so wahr ist, dass die Leute wirklich glauben, dass du alles selbst erlebt hast."
Er belebte die Musikszene wie nur wenige und beeinflusste eine Heerschar an Musikern: Ray Charles, der am Donnerstag, 10. Juni 2004 an einer Leberkrankheit verstarb. "I Got A Woman", "The Night Time is the Right Time", "I Can't Stop Loving You", "Hit the Road Jack", "Georgia On My Mind", "Unchain my Heart" und allen voran "What'd I Say" machten Ray Charles weltberühmt, der es zu Lebzeiten auf zwölf verliehene Grammys brachte und im Frühjahr 2004 noch sein 10.000. (!!) Live-Konzert feierte.
Gospel-Erotik
Ray Charles war unbestritten der "Genius of Soul", nicht zuletzt weil er Gospel-Songs Erotik verlieh und in der düsteren McCarthy-Zeit ob seiner Liedtexte wie in "What'd I Say" auf den Index gesetzt wurde. "Ich spiele, was ich fühle", sagte er einmal, "und wie ich fühle. Ich bin ein glücklicher Mensch und möchte, dass die Menschen, die mir zuhören, in meine Seele schauen." Dabei begann sein Leben alles andere als die eines glücklichen Menschen. 1930, in Albany, Georgia als Sohn eines Eisenbahnarbeiters und einer Wäscherin geboren, war Ray Charles allen Härten der schwarzen Unterschichtverhältnisse ausgesetzt. Mit sechs Jahren wird er Zeuge, wie sein Bruder in einem Waschtrog ertrinkt, mit sieben verliert er sein Augenlicht, mit 15 beide Eltern. Auf der Blindenschule erhielt er schließlich eine Klavierausbildung, dort lernte er die Musik von Bach und Beethoven kennen. In seiner Heimatstadt Greensville lernte er auch in einem Musikcafe Louis Armstrong und Hank Williams kennen. Begegnungen, die ihm Vertrauen schenkten als Musiker der Armut zu entrinnen. Mit Erfolg dank zweier Lieder: "I Got a Woman" und "What'd I Say" verkauften sich millionenfach. Ob Soul, Jazz, Pop oder Country - Ray Charles fand darin (s)eine Heimat und ihm war es auch immer unverständlich, dass es die Trennung von "weißer" und "schwarzer" Musik gibt. "Soul ist", sagte Ray Charles, "wenn du einen Song zu einem Teil von dir machst - einem Teil, der so wahr ist, dass die Leute wirklich glauben, dass du alles selbst erlebt hast." Ray Charles erlebte tatsächlich alles, vom Höhenflug seiner Karriere in den 60er Jahren und seinem fulminanten Comeback in den 80ern bis zu oben erwähnten traurigen ersten Jahren seines Lebens sowie einer Heroinsucht seit seinem 16. Lebensjahr bis hin zur qualvollen Entziehungskur.
Der Hauptdarsteller rettet den Film
Auf diese Facts baut mehr oder weniger auch der Kinofilm mit dem schlichten Titel "Ray". Regisseur Taylor Hackford bügelte leider so ziemlich alles im Film glatt nieder und selbst Mr. Charles' Aktivitäten wider der Rassendiskriminierung in den USA werden quasi nur am Rande erwähnt. In "Ray" lernt man einen Ray Charles kennen, der hauptsächlich harte Drogen zu sich nahm, diverse sexuelle Affären hatte und im Prinzip bis zum Ende des Films mit psychischen Problemen haderte, die auf den Tod seines Bruders zurückgeführt werden. Die Person Ray Charles mutierte ob dieser strengen Reduzierung zum Hollywood-tauglichen Subjekt, dem verstorbenen Sänger war dies vermutlich ziemlich egal, autorisierte er doch noch den Film - genau genommen die Rohfassung - bevor er starb. Klarerweise gibt es auch jede Menge Originalmusik im Film zu hören, und dies entschädigt denn doch für so manche Unstimmigkeiten des Drehbuchs und es gibt noch einen zweiten Grund sich den Film anzusehen. Der - neben der Musik - größte Trumpf des Films ist nämlich der Hauptdarsteller Jamie Foxx, der mit "Ray" vermutlich die Rolle seines Lebens spielte. Ihn muss man einfach gesehen haben, bei seiner Performance stimmt bis ins kleinste Detail - sei es Mimik und Gesten, Bewegungen und Sprache, Gehabe und Aussehen - einfach alles. Eine grandiose Vorstellung, die im Filmjahr 2005 vermutlich nur schwer zu überbieten sein wird. So viele Schwächen "Ray" auch hat, dank Jamie Foxx ist's ein Pflichtfilm. (Manfred Horak)
Filminfos:
Ein Film von Universal Pictures im Verleih von United International Pictures
Länge:153 Minuten
Regie:Taylor Hackford
Drehbuch:James L. White
Kamera:Pawel Edelman
Schnitt :Paul Hirsch
Musik:Craig Armstrong
Darsteller:
Jamie Foxx
Kerry Washington
Clifton Powell
Harry Lennix
Terrence Dashon Howard
Larenz Tate
Richard Schiff
Aunjanue Ellis
Bokeem Woodbine
Sharon Warren
Curtis Armstrong
Regina King